Disagio clever nutzen
Wenig bekannt und selten genutzt – das trifft auf das Disagio zu. Dies liegt darin begründet, dass es sich nicht für jeden Kreditnehmer eignet und nicht oft von Kreditinstituten angeboten wird. Für wen sich dieser Abschlag richtig lohnt und weshalb, verrät unser Ratgeber.
- Disagio ist die Differenz zwischen Kreditsumme und Auszahlungsbetrag.
- Das Disagio ist im Aktienhandel und Immobilienbereich zu finden.
- Bei Vermietung einer Immobilie kann Disagio steuerlich geltend gemacht werden.
- Ein Disagio sollte clever eingesezt werden, damit sich der Kredit nicht verteuert oder die Rückzahlung verlängert.
Was ist ein Disagio?
Damnum, Abgeld oder Diskont – so wird das Disagio auch genannt. Es ist der Differenzbetrag, der im Kreditbereich zwischen der Kreditsumme und dem Auszahlungsbetrag liegt. Diese Differenz ist als Zinsvorausszahlung zu verstehen und wird meist in Prozent angegeben. Liegt ein Disagio von fünf Prozent vor, dann werden beispielsweise von 1.000 Euro beantragter Kreditsumme nur 950 Euro ausgezahlt. Dementsprechend werden nur noch die verbleibenden 950 Euro verzinst, was bei fixen Nominalzinsen die monatliche Belastung während der Rückzahlung verringert. Der Effektivzins bliebt hingegen unverändert und übersteigt den Nominalzins. Je höher der Diskont ist, desto geringer sind die verbleibenden Zinszahlungen. Die Übersetzung des Begriffs aus dem Italienischen mit „Unbequemlichkeit“ oder „Unbehagen“ lässt sich vor diesem Hintergrund nur schwer nachvollziehen.
Für wen lohnt das Abgeld?
Neben dem Aktienhandel findet das Disagio im Immobilienbereich Anwendung, da es in Form von Zinsen steuerlich geltend gemacht werden kann, wenn die Immobilie vermietet wird. Dabei ist eine Disagio von circa zehn Prozent der Kreditsumme üblich.
Immobilienbesitzer können steurliche Vorteile aus dieser Finanzierungsmöglichkeit ziehen, soweit sie die Immobilie nicht selbst bewohnen. Das Disagio kann als Werbungskosten ausgewiesen werden, wodurch sich das zu versteuernde Einkommen verringert. Ob ein Damnum tatsächlich einen finanziellen Vorteil für den Darlehensnehmer bedeutet, ist abhängig vom Zinsangebot der geldgebenden Bank. Daher sollte bei jedem Kreditangebot auch der Tilgungsplan eingesehen werden, um den Zinsaufwand zu überprüfen.
Richtig interessant wird die steuerliche Ersparnis aber erst, wenn der gewonnene Steuervorteil als Sondertilgung in der Rückzahlungsphase geleistet wird. Das Darlehen läuft dann in der Gesamtbetrachutng schneller aus und durch die Zeitersparnis kann viel Geld gespart werden.
Rückzahlungsbeispiele der WirtschaftsWoche zeigen, wie groß die Unterschiede ausfallen können. Im Beispiel liegt der Kreditbedarf bei 100.000 Euro, das Disagio bei zehn Prozent und der Steuersatz des Kreditnehmers (Vermieter) bei 40 Prozent.
Ohne Disagio | Mit Disagio, ohne Sondertilgung | Mit Disagio, mit Sondertilgung | |
---|---|---|---|
Auszahlung | 100.000 Euro | 100.000 Euro | 100.000 Euro |
Auszahlungskurs | 100 Prozent | 90 Prozent | 90 Prozent |
Bruttokreditsumme | 100.000 Euro | 111.111,11 Euro | 111.111,11 Euro |
Monatsrate | 375 Euro | 375 Euro | 375 Euro |
Sondertilgung | 0 Euro | 0 Euro | 4.444,44 Euro |
Gesamtlaufzeit | 27 J., 1 Mon. | 27 J., 1 Mon. | 25 J., 10 Mon. |
Gesamtrückzahlung | 121.715,60 Euro | 121.712,69 Euro | 115.936,90 Euro |
Quelle: WirtschaftsWoche
In der letzten Spalte wird das Disagio in Höhe von 11.111,11 Euro als Werbungskosten steuerlich geltend gemacht, was einem finanziellen Vorteil von 4.444,44 Euro entspricht. Diese Summe wird nach dem ersten Jahr der Finanzierung als Sondertilgung eingesetzt, woraus sich die oben genannten Vorteile ergeben.
Wo liegen die Risiken?
Die niedrigeren Zinsen für die Rückzahlungsphase sind natürlich verlockend. Aber Vorsicht ist geboten: Nicht selten landen Verbraucher in einer Kostenfalle, wenn das Disagio nicht clever eingesetzt wird. Kann keine Sondertilgung geleistet werden, muss ein Kredit mit Disagio meist länger abbezahlt werden, als ohne. Denn zurückgezahlt werden muss in jedem Fall der Auszahlungsbetrag plus das Damnum, also der Nominalbetrag. Die lang andauernde Rückzahlung durch die niedrigeren monatlichen Raten verteuert das Darlehen. Und damit landen wir wieder beim Begriffsursprung: Das „Unbehagen“ kann doch Einzug finden, wenn nicht sinnvoll finanziert wird.
Nur wenige Banken bieten ein Disagio an. Für privatgenutzte Immobilen lohnt es sich in der Regel nicht. Stattdessen sollte besser ein geringes Darlehen aufgenommen und der Beleihungsauslauf verringert werden. Denn damit einher geht ein niedrigerer Zinssatz und somit eine niedrigere monatliche Rate. In jedem Fall sollte die Tilgungsrate an das persönliche Budget angepasst werden.
Stellen Sie nach diesen Aufführungen fest, dass die Nutzung eines Disagios für Sie nicht infrage kommt, können Sie sich nachfolgend zu Ihrer Wunschfinanzierung informieren.
Baufinanzierung
[1] Bundesfinanzhof – Urteil des BFH zum Sofortabzug eines Disagios
[2] WirtschaftWoche 44 vom 22.10.2017 – Steuern sparen auf Pump
[3] Finanztip – Niedrigere Zinsen dank Vorauszahlung